»Das unruhige Haus aus Sprache« – Eine lange Nacht der Lyrik
Schedule
Wed, 12 Mar, 2025 at 07:30 pm
UTC+01:00Location
Brotfabrik Berlin | Berlin, BE
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»Das unruhige Haus aus Sprache« – Eine lange Nacht der Lyrik mit Irina Bondas, Birgit Kreipe, Georg Leß, Johann Reißer, Sebastian Unger & Saskia Warzecha Inhumane Architekturen, Gentrifizierung, Kapitalisierung, Kriege und Naturkatastrophen lassen das Haus nicht länger als ein Ort der Geborgenheit, Sicherheit und Orientierung erscheinen. Das bürgerliche Idyll wird nicht bloß durch häusliche und familiäre Gewalt erschüttert. Auch die Polykrisen der Gegenwart reichen bis in Schlaf- und Wohnzimmer hinein. Das Haus als Symbol für Schutz erschlafft.
Irina Bondas, Birgit Kreipe, Georg Leß, Johann Reißer, Sebastian Unger und Saskia Warzecha haben sich über die letzten Jahre hinweg intensiv über ihre dichterische Arbeit an einem »Haus aus Sprache« ausgetauscht. Johann Reißer befasst sich poetisch mit menschlichen und tierischen Gehäusen und deren Verflechtung. Irina Bondas schreibt über die zerstörten Häuser in der Ukraine, der Heimat ihrer Familie. Georg Leß arbeitet zu Aspekten des Religiösen und Fremdartigen der Häuslichkeit. Sebastian Unger widmet sich dem zerfallenden Kartenhaus unserer Begriffe, das uns zugleich zur Utopie befähigt hat, es einzureißen. In ihren psychoanalytisch inspirierten Gedichten erforscht Birgit Kreipe Elternhäuser sowie hellsichtige Pflanzen, die Trümmer und Ruinen überwachsen. Und Saskia Warzecha vollzieht in ihrer Poesie einen Weg durch ein Haus, das zwischen Spuk und Geborgenheitsangebot wechselt.
Die Dichter*innen loten an dem Abend in Lesung und Gespräch aus, was ein Haus angesichts von Krisen noch bedeuten könnte. Kann die Poesie neue Weisen der Behausung in erschütterten Landschaften herstellen? Inwiefern kann in der Sprache Geborgenheit und Orientierung gefunden werden? Die Moderation übernimmt die Verlegerin des Verlagshaus Berlin Andrea Schmidt.
Irina Bondas (1985 geboren in Kyjiw) hat Dolmetschen und Politikwissenschaft in Leipzig und Edinburgh studiert und arbeitet als freiberufliche Konferenzdolmetscherin, Übersetzerin und Kulturarbeiterin in Berlin. Sie hat zu Translation im Theater geforscht und schreibt Lyrik und Essays. 2024 war sie Styria-Artist-in-Residence und ist seit 2024 im Sichtungsteam von Berlinale Forum.
Birgit Kreipe, geboren in Hildesheim, ist Psychotherapeutin und Lyrikerin in Berlin. Zuletzt erschienen »SOMA« (kookbooks, 2016), sowie »aire« (kookbooks, 2021). Ihre Gedichte verbinden individuelle mit historischen Zeit- und Erlebnisschichten und arbeiten dabei u.a. mit Bezügen zu Psychoanalyse, Erinnerungs- und Traumforschung sowie zu Werken bildender Kunst. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Casa Baldi-Stipendium der deutschen Akademie Rom und einem Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds 2022. 2025 ist sie Stipendiatin der Villa Aurora in Los Angeles.
Georg Leß wurde 1981 in Arnsberg geboren und lebt in Berlin. Er ist der Autor von vier Gedichtbänden: »Schlachtgewicht« (parasitenpresse, 2013), »die Hohlhandmusikalität« (kookbooks, 2019), »die Nacht der Hungerputten« (kookbooks, 2023) und »Lindwurmsichtungen und Berichtigungen« (Corvinus Presse, 2024). Seine Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt, vertont, verfilmt und ausgezeichnet, zuletzt mit dem Dresdner Lyrikpreis.
Johann Reißer ist Autor, Theatermacher und Dozent. Er veröffentlicht Lyrik, Prosa und intermediale Arbeiten. Mit Performance-Gruppen setzt er eigene Stücke um, zuletzt »Wüste-Regen-Fluten«. Für ein eigenes Stück erhielt er den Jurypreis beim 100Grad-Theaterfestival Berlin, für den Roman »Pulver« das Arbeitsstipendium des Berliner Senats. Stipendien führten ihn u. a. nach Rottweil und Regensburg sowie ins Döblin-Haus. 2024 erschien der mit Ursula Seeger erstellte lyrisch-grafische Band »geHÄUSe – Zwölf Schleifen zwischen Zellen und Clouds« im vauvau-Verlag.
Sebastian Unger, 1978 in Berlin geboren, ist Lyriker und Essayist, aktuell tätig als DAAD-Lektor in Charkiw, Ukraine. Seine Gedichte sind u.a. in »Spitzen« (Suhrkamp, 2018), im Jahrbuch der Lyrik, in Edit, Bella Triste und Ostragehege erschienen. 2011 erhielt er den Lyrikpreis des 19. Open Mike. Sein Lyrikdebüt »Die Tiere wissen noch nicht Bescheid« (Matthes & Seitz, 2018) wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien die Essaysammlung »Das Pferd als sein eigener Reiter. Essays zum Ende der Natur« (Matthes & Seitz, 2024).
Saskia Warzecha, 1987 in Peine geboren, studierte Computerlinguistik in Potsdam, anschließend Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ihre Lyrik wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht, u. a. mit dem Münchner Lyrikpreis, sowie nationalen und internationalen Arbeitsstipendien, u. a. vom Deutschen Literaturfonds und der Villa Aurora, Los Angeles, USA. Zuletzt erschienen die Gedichtbände »Farbleib« (2024) und »Approximanten« (2020), beide bei Matthes & Seitz.
Andrea Schmidt lebt in Berlin und arbeitet als Verlegerin, Typografin und Lehrende. Seit 2005 führt sie als Mitverlegerin das Verlagshaus Berlin – ein Independentverlag für Gegenwartslyrik und Illustration. 2010 gründete sie Typografie·im·Kontext, ein Atelier für Grafikdesign mit Fokus auf Editorial und Corporate Design. In dem Projekt »Ampersand Interart« inszeniert sie intermediale Musik- und Literaturprojekte. Seit 2021 gehört sie zum Kurator*innen-Team der Lesereihe »Schreiben gegen die Norm(en)?«.
Eintritt: 10,- € / ermäßigt 8,- €
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Brotfabrik Berlin, Caligariplatz 1, 13086 Berlin, Deutschland,Berlin, GermanyEvent Location & Nearby Stays:
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