Und wenn ich alles sprechen lasse – Mit Nadja Küchenmeister & Janin Wölke
Schedule
Wed, 12 Mar, 2025 at 07:30 pm
UTC+01:00Location
Knaackstraße 97 (Kulturbrauerei), 10435 Berlin, Germany | Berlin, BE
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An diesem Abend treffen zwei Dichterinnen aufeinander, deren Langgedichte in diesen Tagen erschienen. „Der Große Wagen" (Schöffling & Co.) von Nadja Küchenmeister (geboren 1981 in Berlin) und „unendlicher move" (ELIF VERLAG) von Janin Wölke (geboren 1982 in Berlin).Am Anfang von Wölkes Buch wird eine Bemerkung Walter Höllerers aus dessen Thesen zum langen Gedicht wiedergegeben, die gleichermaßen auf beide Bücher zutrifft: Demnach unterscheide sich das lange Gedicht nicht durch seine Ausdehnung von den übrigen lyrischen Gebilden, sondern durch seine Art, sich zu bewegen. Bei Wölke ist diese Bewegung jener unendliche Move, der dem Band seinen Namen gibt. Ihr Text, der sich wie ein Wurzelsystem verzweigt und verzweigt, ist ein phänomenologisches Gedicht mit Ansage. Der Philosoph Edmund Husserl steht Pate und wird ausgiebig zitiert (all das abschattungsmäßig Gegebene und die unsichtigen Rückseiten). Es ist eine ewig unvollkommene Annäherung an Gegenstände, die beschrieben, nie aber ganz gefasst werden. Alles hier ist lyrischer Beifang, nichts jedoch Nebensache. Wölke lässt „die Jahre miteinander sprechen in diesem Text“. Es geht um den Alltag einer Kleinfamilie, um Lilienthal und den Traum vom Fliegen sowie die Erfindung der romantischen Liebe. Fotografiert wird „mit weit geöffneter Blende“. Das Gezeigte steht gleichberechtigt nebeneinander: Batmanschlafanzug, Klippschliefer, Nirvana und Flutschfinger; das vom Einbauschranklicht angeleuchtete Geschirr; Peter Wohlleben im Wald, Jeff Bezos im All.
Nadja Küchenmeisters „Der Große Wagen" ist ein Buch der angeträumten Bilder und der glühenden Ränder. Es geht um ein Leben, das sich in der Erinnerung – auch hier eine endlose Flucht der Bilder, eine einzige Bewegung, die durch das Ganze geht – immer wieder neu und anders zusammensetzt. Es geht um das Verstreichen der Zeit („man wird immer loser mit den jahren / alles flattert“) und den Austausch mit den Toten, den Versuch, ihnen etwas über die Schwelle zu reichen. Die Schauplätze wechseln und gleiten ineinander. „wirbel, die neue wirbel ergeben“ und ein „ständiges verstolpern von schritt und schrift“. Ob nun Berlin, Köln oder Lissabon: Hier steht der Mond über der Käthe-Niederkirchner-Straße, dort fährt eine Tram Richtung Thielenbruch und der Tejo liegt im Dunst.
Dazwischen leuchten die Details: das Sägeblatt einer Brotmaschine, der versenkte Basketball, die in den Joghurt gerührten Sauerkirschen und die bei Küchenmeister niemals fehlende Tischtenniskelle. Am Ende steht fest:
„warten ist ein knochen“, „gelb wird wichtiger“ und Linoleum ist die Antwort auf alle unsere Fragen.
In Lesung & Gespräch: Nadja Küchenmeister | Janin Wölke
Moderation: Asmus Trautsch
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Knaackstraße 97 (Kulturbrauerei), 10435 Berlin, Germany, Knaackstraße 97, 10435 Berlin, Deutschland,Berlin, GermanyEvent Location & Nearby Stays: