Lia Simonyi, Pionierin des ungarischen Kulturfilms
Schedule
Fri Nov 08 2024 at 01:00 pm
UTC+01:00Location
Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin, Germany | Berlin, BE
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Kinobox mit Kulturfilmen von Lia Simonyi, im Rahmen der Ausstellung „Wir sind Teile eines unsterblichen Ganzen. Gesichter eines Archivs”8. November - 31. Januar 2024, Mo-Fr 13:00-18:00
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Lia Simonyi (1909, Budapest – 1999, Zürich), 1938/39 Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung am Collegium Hungaricum, ist die erste ungarische Filmregisseurin, eine Pionierin des ungarischen Kulturfilms. Ihre Filmkarriere beginnt 1938 in Berlin, wo sie als Stipendiatin je ein Semester an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und an der frisch gegründeten Deutschen Filmakademie Babelsberg verbringt.
Nach ihrer Rückkehr wird sie beim Ungarischen Filmbüro in der Abteilung Kulturfilm tätig. 1940 entsteht ihr bekanntester Kurzfilm, „Akrobaten der Arbeit”. 1943 hält sie in Deutschland eine Vortragsreihe über den ungarischen Kulturfilm. Nach dem Krieg und der Verstaatlichung der ungarischen Filmindustrie arbeitet sie für die Ungarische Filmfabrik für Wochenschau und Dokumentarfilme, 1953 wird ihr jedoch gekündigt. 1956 beginnt sie in der Schweiz ein neues Leben. Nach fast zehn bitteren Jahren, in denen ihr Arbeitgeber Condor Films Zürich sie ausbeutet, kann sie in ihren alten Beruf zurückkehren: Sie dreht wieder Dokumentarfilme, schließlich auch für das Schweizer Fernsehen. Als Höhepunkt ihrer Karriere bezeichnet sie ihr filmisches Porträt des genialen Arztes, Naturforschers und Philosophen „Theophrastus Paracelsus” (1972).
Ihre Erinnerungen werden 1988 unter dem Titel „Das war’s!” veröffentlicht.
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In der Kinobox:
„The Acrobats of Work” (A munka akrobatái, OmeU, 1940, 10 min)
„From Timber to Violin” (A rönktől a hegedűig, OmeU, 1941, 20:17 min)
„Cotton” (Gyapot, OmeU, 1950, 15:16 min)
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Lia Simonyi drehte in ihren dreizehn Jahren in der ungarischen Filmindustrie knapp zwanzig Kulturfilme über die Arbeit und arbeitende Menschen, die ihrer Tätigkeit in verschiedenen Bereichen, an unterschiedlichen Orten und teilweise unter extrem kräftezehrenden Umständen nachgingen.
Die drei Filme im Programm zeugen von Lia Simonyis Faszination von dem Thema und von ihrer Entschlossenheit, neben ihrem stetigen pädagogischen Auftrag auch die Würde und die Ästhetik der Arbeit zu vermitteln.
Nach ihrem Studienjahr an der frisch gegründeten Deutschen Filmakademie Babelsberg kehrte Simonyi 1939 nach Budapest zurück und fand sofort eine Stelle beim Ungarischen Filmbüro. Noch im gleichen Jahr wurde sie mit einem Kurzfilm über das Salzbergwerk in Solotwyno in der heutigen Ukraine beauftragt, nach dessen Erfolg sie als nächstes eine eigene Idee verwirklichen durfte.
Aus dieser Idee entstand der Film „Akrobaten der Arbeit” über die teils schwindelerregenden „Kunststücke” urbaner Arbeiter:innen. Nach dem auch technisch aufwändigen Salz-Film durfte sie diesmal bei natürlichem Licht und mit Handkamera arbeiten – zusammen mit ihrem Kameramann József Horváth, der für seine Risikobereitschaft und seine spektakulären Aufnahmen bekannt war. Horváth ist im Film selbst als Protagonist zu sehen, als er bei seiner Arbeit einem Schornsteinfeger hinterherklettert – und bekommt dadurch seinen wohlverdienten Platz unter der „Akrobaten”. Der Film gilt als Meisterstück des sogenannten Kulturfilms.
Simonyis erste Arbeit, auf deren Abspann sie – und zum ersten Mal in der ungarischen Filmgeschichte überhaupt eine Frau! – als Regisseur(in) auftauchte, führte sie in die Wälder Transkarpatiens. Der Dreiteiler (1940-41), den Simonyi als erste große Kraftprobe in ihrer Karriere beschrieb, verfolgte den Weg des Holzes und die Arbeitsschritte von der Abholzung („Der Schatz Transkarpatiens”), über den Transport („Flößer an der Theiß)” bis zur Verarbeitung („Das grüne Gold Transkarpatiens”). Die drei Filme, die sie mit ihrem jahrelangen Kollegen, dem Kameramann Tibor Megyer, drehte, wurden später unter dem Titel „Vom Balken bis zur Geige” für die ausländische Verwertung zusammengefasst. Als Leni Riefenstahl 1943 den Film sah, äußerte sie sich anerkennend: Es sei unglaublich, dass dieser Film in solcher bildlichen Vollkommenheit ohne Stativ, nur aus der Hand gedreht wurde.
Auf die letzten Jahre des zweiten Weltkriegs folgte eine jahrenlange Produktionspause sowie die Verstaatlichung der ungarischen Filmindustrie. Als der Staatssekretär des Agrarministeriums Simonyis Idee, eine monatliche Kurzfilmreihe über landwirtschaftliche Themen zu starten, dankend aufnahm, schrieb sie begeistert: „Endlich bin ich in der schönsten Etappe meiner Karriere angekommen: Ich durfte landwirtschaftliche Filme machen, ganz in meinem Belieben.” Der Film „Baumwolle” entstand 1950, in der nach dem Krieg gegründeten Ungarischen Filmfabrik für Wochenschau und Dokumentarfilme und dokumentierte das Unterfangen der sozialistischen Planwirtschaft, in dem vom kontinentalen Klima geprägten Ungarn in industriellen Mengen Baumwolle zu produzieren – ein Projekt, das sich einige Jahre nach Fertigstellung des Films wegen völliger Erfolglosigkeit eingestellt werden musste.
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In Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv des Ungarischen Filminstituts.
Der Eintritt ist frei.
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