Stummfilm und Violoncello - Nosferatu (1922)
Schedule
Thu, 05 Jun, 2025 at 08:00 pm
UTC+02:00Location
Breitenseer Lichtspiele | Wien, WI
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Der Stummfilmklassiker von F. W. Murnau mit Musik für Violoncello.Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens
Während in den Kinos ein aktuelles, opulentes Remake läuft und das Blut einer neuen Generation angesichts des "namenlosen Grundübels der Welt" in Gestalt des untoten Vampirs gerinnen lässt, nehmen wir uns des Originals an - Friedrich Wilhelm Murnau's Stummfilm "Nosferatu" aus dem Jahr 1922 - einem Klassiker des expressionistischen Kinos der 1920er Jahre, dem ersten Vampirfilm der Geschichte und einem spannenden Zeugnis der soziokulturellen Bedingungen im Deutschland der Weimarer Republik mit nicht von der Hand zu weisenden Parallelen zur heutigen Welt.
"A chilly draft from doomsday." (Bela Balazs)
Die Erzählung basiert auf der Handlung aus Bram Stokers "Dracula", lediglich die Namen und Orte wurden verändert. Dracula ist Graf Orlok - eindrucksvoll unheimlich dargestellt von Max Schreck (nomen est omen!) - der 1838 aus dem fernen Transylvanien nach Deutschland reist, weil er sich - natürlich unsterblich - in Ellen, die Frau des Immobilienmaklers Hutter, verliebt hat. Mit im Sarggepäck bringt er die Seuche, die Pest, die unkontrollierbar sich ausbreitende Krankheit, vielleicht eine Anspielung Murnaus auf die Spanische Grippe. Als eine tyrannische Figur, die nimmt, was sie will, und die Menschen mit absoluter willkürlicher Macht "aussaugt", kann Nosferatu als Vorahnung kommender autoritärer Herrschaftsformen in einer Zeit der Pandemie, des Chaos, der Wirtschaftskrise und der Orientierungslosigkeit gesehen werden.
Aber vor allem ist dieser Film ein Meisterwerk des Expressionismus, einer künstlerischen Strömung des beginnenden 20. Jahrhunderts, die extreme Verzerrungen nutzt, um eine innere emotionale Realität auszudrücken, statt nur die äußere Erscheinung darzustellen. Kontrastreiche Beleuchtung, verzerrte Bühnenbilder und eine betont übertrieben gestische Spielweise der Darsteller*innen charakterisieren diese aus der Malerei und dem Theater (Max Reinhardt) kommende Kunstform, die das Filmschaffen von vielen folgenden Generationen mit geprägt hat.
Für die Zeit revolutionäre Spezialeffekte, der unglaublich konzise Aufbau der Geschichte mit ihrem aktuellen Zeitbezug, stimmungsvolle Bilder und die meisterhafte Verkörperung des Vampirs Orlok machen den Film auch heute noch zu einem faszinierend verstörenden Erlebnis!
Besiegt wird der Tyrann in Murnaus Nosferatu übrigens durch die Kraft der Liebe: Das Objekt seiner Begierde - Ellen - opfert sich, gibt sich ihm hin und hält ihn so lange bei sich bis der Hahn am Morgen kräht und Nosferatu, das Gespenst der Nacht, von den Strahlen der aufgehenden Sonne vernichtet wird.
Fun Fact - Auch der Film sollte eigentlich vernichtet werden, da Bram Stokers Witwe die eigens für diese Produktion gegründete Firma wegen Urheberrechtsverletzung erfolgreich klagte, woraufhin die Firma direkt wieder in Konkurs ging. Es konnten allerdings nicht alle Kopien des Films zerstört werden - quasi selbst ein Untoter - und so kann Nosferatu uns auch heute noch genussvolle Schauder über den Rücken jagen.
Musik und Stummfilm
Im Prinzip kam der Film zur Musik. Denn da, wo der Film hinkam, Anfang des 20. Jahrhunderts, in die frühen Varietés und auf den Jahrmarkt, da gab es Musik schon und die hat man mit dem Film zusammengeführt. 32 Jahre lang dauerte es bevor sich der Film "Tonfilm" nennen durfte, Musik jedoch war immer zu hören - Filme waren also niemals wirklich stumm! Die musikalische Begleitung konnte von Aufführung zu Aufführung variieren - Klavier, Kinoorgel, ja oft sogar riesige Orchester lieferten die Hintergrundmusik und passten sich dabei geschickt an die unterschiedlichen Aufführungsorte an.
"Filmmusik muss die Geschichte erzählen, sie muss nicht unbedingt gleichzeitig erzählen, was man schon sieht. Sie darf auf auch kontrapunktisch arbeiten, sie darf auch kontextualisieren und sie darf den Film ausdeuten, vor allem emotional."
(Richard Siedhoff )
An diesem Abend in den Breitenseer Lichtspielen, die 1905 gegründet wurden - das älteste noch bespielte Kino der Welt - wird ein Violoncello allein durch die schaurig schöne expressionistische Welt des Phantoms der Nacht Nosferatu führen, mit Anklängen an die deutsche Romantik, den musikalischen Expressionismus, transylvanische Folklore und vor allem: Mit so einem schönen Hals!
Mitwirkende:
Peter Hudler, Violoncello
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Where is it happening?
Breitenseer Lichtspiele, Breitenseerstraße 21,Wien, Österreich, AustriaEvent Location & Nearby Stays: