Klimapsychologie: Schluss mit den Ausreden!

Schedule

Thu Feb 09 2023 at 07:00 pm to 10:00 pm

Location

stratum lounge | Berlin, BE

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Die Kluft zwischen – hohem – Umweltbewusstsein und – mindestens inkonsequentem – Umweltverhalten ist oft thematisiert und beklagt worden.
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Die Kluft zwischen – hohem – Umweltbewusstsein und – mindestens inkonsequentem – Umweltverhalten ist oft thematisiert und beklagt worden. Beim Klima ist es nicht anders. Was den Laien wundert, Klimaaktivisten ärgert und Politiker manchmal ratlos macht, ist für den Psychologen durchaus erklärlich: „Als Menschen haben wir ein erstaunliches Talent dafür, Widersprüche in unserem Denken und Handeln zu ignorieren, aufzulösen oder achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen“, sagt uns z.B. Thomas Brudermann.




In seinem Buch „Die Kunst der Ausrede“ erklärt der Psychologe und Nachhaltigkeitsforscher an der Universität Graz, warum das so ist: Letztlich dienen all die Ausreden und faulen Kompromisse, die wir machen, der Aufrechterhaltung und dem Schutz unseres Selbstwertkonzepts. Wir sind psychische Energiesparer und Nutzenmaximierer: „Das Ausblenden von unangenehmen Konsequenzen des eigenen Konsumverhaltens ist jedenfalls eine effektive Selbstschutzstrategie und auch ein Schutzmechanismus, um keine anstrengenden Verhaltensänderungen vornehmen zu müssen.“




Sage und schreibe 25 Ausrede-Strategien hat Thomas Brudermann gefunden, die dazu beitragen, dass wir „uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben“. Die breite Palette dürfte jedem und jeder Leser/in einige Aha-Erlebnisse bescheren.



Im Hintergrund stehen dabei zwei grundlegende Erkenntnisse der psychologischen Verhaltensökonomie:


Faktenwissen ist hinsichtlich des klimarelevanten Verhaltens irrelevant. Nicht der Grad des Wissens entscheidet, sondern die politische Gesinnung. Untersuchungen zeigen, dass eher liberal eingestellte Menschen hohe, eher konservative Menschen nur geringe Klimarisiken erkennen.

Gewohnheiten bestimmen unser Leben und machen Verhaltensänderungen schwer. Das habe „auch mit der Effizienz unseres Gehirns zu tun, das durch automatisierte Verhaltensweisen seinen Energieaufwand reduziert“, weiß der Psychologe. Und wir haben eben eine Reihe von Gewohnheiten entwickelt, die umwelt- und klimaschädlich sind.

Auch wenn solche Erkenntnisse der Psychologie die Hoffnung auf schnelle und grundlegende Verhaltensänderungen stark dämpfen, zeigen sie uns doch eine realistischere Perspektive auf. „Auf individuelle Verantwortung zu setzen, ist wenig zielführend, wenn die notwendigen Strukturen für klimafreundliches Leben fehlen,“ stellt Thomas Brudermann fest. Denn unser „Verhalten wird maßgeblich von der Entscheidungsarchitektur beeinflusst, in der wir uns wiederfinden“.




Es müsste also darum gehen, die Rahmenbedingungen für Verhaltensalternativen zu verbessern, anstatt sich über inkonsequentes Verbraucherverhalten aufzuregen und die Klima-Ausreden der anderen anzuprangern. Das wäre sozusagen der Auftrag der Psychologie an die Politik.

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stratum lounge, Boxhagener Str. 16, Berlin, Germany

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