Autodidakten

Schedule

Fri Jul 08 2022 at 10:00 am to Sat Jul 09 2022 at 03:00 pm

Location

Kunstsammlungen Chemnitz | Chemnitz, SN

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Dieses interdisziplinäre Symposium widmet sich dem Begriffsfeld der Autodidakten und ihrer Rolle in der Entwicklung der modernen Avantgarden. Der "Maker" ist ein Schlüsselbegriff der Kulturhauptstadt 2025, der das Phänomen kreativer Selbstausbildung und Selbstermächtigung im beruflichen oder kulturellen Schaffen einbezieht. Ein Desiderat ist seine kunsthistorische Durchleuchtung.
In der Bildenden Kunst ist der Status des Autodidakten gemeinhin als Gegenmodel zur akademischen Ausbildung definiert. Zugleich wurde er immer weiter ausdifferenziert, so zu dem (fröhlichen bzw. genialen) Dilettanten, dem Outsider, Abtrünnigen, DIY-Star, Selbstvermarkter, Businessman oder verborgen Wirkenden.
Welchen Anteil hatten Autodidakten an den Avantgarde-Bewegungen der Moderne, man denke nur an die Brücke-Mitglieder und den Expressionismus? Welche Rolle spielen die Frauen, denen lange der Zugang zu akademischer Ausbildung verwehrt blieb? Wie stellt sich die Wertung von Ausbildung versus Selbstlehre in verschiedenen künstlerischen Disziplinen dar? Die zweitägige Konferenz dient der ersten Annäherung an dieses komplexe Themenfeld und kunsthistorische Desiderat. Dabei werden neben kunst- und kulturhistorischen Annäherungen auch künstlerische Ansätze vorgestellt. Für 2025 planen die Kunstsammlungen Chemnitz eine umfassende Ausstellung mit »Meisterwerken« von Autodidakt:innen des 19. – 21. Jahrhunderts.
Freitag, 8. Juli 2022
Ort: Auditorium, Kunstsammlungen am Theaterplatz
Ab 10:00 Uhr Ankunft und Registrierung
10:15 – 10:30 Uhr
Frédéric Bußmann:
Begrüßung und anschließendes Impulsstatement zu Autodidakten in Chemnitz
10:30 – 11:15 Uhr
Sabine Maria Schmidt:
Dilletant oder Genie? Zwei »Kampfbegriffe« zum Phänomen des Autodidakten im Wandel der Zeit
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war im Bereich der modernen Kunst ein verstärktes Interesse an den Beiträgen von Künstlern ohne formale Ausbildung zu verzeichnen, deren Kunst damals als »primitiv«, »naiv«, »kindisch« oder »brut« bezeichnet wurde. Doch fiel die qualitative Wertung ständig vorher aus. Viele Autodidakten – wie Niko Perosmani – lebten auf der Straße - Was können wir lernen, wenn wir einen Konsens über kulturelle Werte und Errungenschaften nicht mehr teilen? Wenn sich ein unakademischer nicht mehr von einem akademischen Konsens unterscheiden läßt?
11:30 – 12:15 Uhr
Manja Wilkens:
Welche Moderne? Insider und Outsider der klassischen Avantgarden.
Der Vortrag beleuchtet historische Vorläufer und die Rezeption Naiver Malerei seit den 1920er Jahren und stellt die Konzeption einer Ausstellung vor, die 2023 im Sprengel Museum, Hannover und in den Kunstsammlungen Chemnitz gezeigt werden soll.
12:30 – 13:30 Uhr Gemeinsame Mittagspause
13:30 – 14:15 Uhr
Yvette Deseyve:
Autodidaktin aus Zwang? Die Stellung von Künstlerinnen im 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund der Ausbildungssituation.
Die Teilhabe von Frauen am akademischen Ausbildungssystem stellt sich für das lange 19. Jahrhundert keineswegs als lineare Entwicklung dar, sondern unterlag verschiedenen Konjunkturen. Waren angehende Künstlerinnen im 19. Jahrhundert stets bestrebt, sich vom Vorwurf des Dilettantismus abzugrenzen und mit dem Akademiestudium die uneingeschränkte Teilhabe an der Kunstöffentlichkeit zu erlangen, so änderte sich die Situation grundlegend mit der Erosion des Akademiebetriebs zum Ende des Jahrhunderts und den sich zunehmend erweiternden Möglichkeiten im Bereich autonomer Kunst.
14:15 – 15:00 Uhr
Simone Förster:
Aenne Biermann. Autodidaktin und Avantgardefotografin
Aenne Biermann (1898-1933) zählt heute zu den festen Größen der Fotografie der 1920er und 1930er Jahre. Sie richtete ihre Kamera auf Menschen, Pflanzen, Dinge und Alltagssituationen und formte in ihren Aufnahmen einen eigenen, signifikant modernen Bildstil. In der kurzen Zeit ihres Schaffens entwickelte sich die Autodidaktin zu einer bedeutenden Protagonistin der deutschen Avantgardefotografie, die an nahezu allen wichtigen Ausstellungen ihrer Zeit beteiligt war.
15:15 – 15:30 Kaffeepause
15:30– 16:15 Uhr
Philipp Freytag:
»Künstlerische Ausbildung habe ich nicht, wollte ich nicht haben.« - Aspekte autodidaktischen Schaffens in der DDR der 1970er Jahre am Beispiel von Carlfriedrich Claus
Der Umstand, dass Carlfriedrich Claus keine Ausbildung an einer Kunsthochschule absolviert hat, hat sein Schaffen auf unterschiedlichen Ebenen beeinflusst. Unter künstlerischen Gesichtspunkten war es die mehr oder weniger bewusste Entscheidung zu Gunsten eines möglichst intuitiven, weder durch akademische Formung noch durch die Mechanismen des Kunstmarkts bestimmten Ausdrucks. Darüber hinaus hatte der Status des Autodidakten aber auch ganz konkrete Auswirkungen auf die Position des Künstlers im staatlichen Kunstsystem, etwa in Bezug auf seine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler und die damit verbundene Möglichkeit zur beruflichen Existenz.
16:15 – 17:00 Uhr
Burkhard Spinnen:
Wutz oder Irving? Über das Erlernen und die Erlernbarkeit literarischen Schreibens
Bei den Deutschen hat Genie in Bezug auf Literatur immer eine ganz große Rolle gespielt. Wissen Sie, warum? Weil Schriftsteller bei uns so schlecht behandelt worden sind. Deswegen haben die gesagt, also okay, wir sind minderwertige Handwerker, aber dafür sind wir Genies.
17:00 – 17:45 Uhr
Diedrich Diederichsen:
Van Gogh und Daniel Johnston: Autodidaktik, Heterodidaktik und die Liebe zum Außenseiter
Wenn Heterodidaktik, Lehre durch Lehrende, das Gegenteil von Autodidaktik ist, gibt es mehrere Möglichkeiten sich vorzustellen, was Selbstlehre ist: Selbst die Rolle des Lehrers übernehmen (ohne sie zu ändern), wie der »Autodidakt« in Sartres »Ekel«, gar keine Lehre akzeptieren wie der/die klassische Außenseiter:in - oder etwas ganz anderes lernen wie Van Gogh, der sich im Kunstmarkt auskannte, bevor er sich das Malen - selbst – beibrachte.
18:00 Uhr
Gemeinsamer Stadtspaziergang zum Museum Gunzenhauser
19:00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung
Andrzej Steinbach. Tanz die Maschine
Kunstsammlungen Chemnitz - Museum Gunzenhauser
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Samstag, 9. Juli 2022
Ort: Forum, Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz
10:00 – 10:15 Uhr
Begrüßung Julius Brauckmann: »Namedropping«, 2014, Video
10:15 – 11:00 Uhr
Anett Holzheid:
Künstlerische Selbstausbilder in der Wissens- und Medienkultur
In der digitalen Kultur sind Kreativmedien für Kunstamateure ebenso niederschwellig zugänglich wie das Mediensystem eine Bildungsinstanz für lebenslanges Lernen darstellt. Während kreative Produktion heute zum imperativischen Teil des individuellen Selbstverständnisses zählt, haben diskursive, performative und apparative Kompetenzen vermehrt künstlerische Bedeutung erlangt. Der Beitrag reflektiert die Professionalisierung medienkünstlerischer Produktion und problematisiert vor dem Hintergrund aktueller medienkultureller Bedingungen und einer sich verändernden formal-institutionellen künstlerischen Ausbildung eine Neukonfiguration des Autodidakten-Begriffs.
11:00 – 11:45 Uhr
Matthias Kampmann:
Lehrhaftes Selbst? KI als Wunschmaschine und Projektionsfläche
KI hat seit ihrer »Erfindung« aus dem Geist und Kontext der Kybernetik in der Nachkriegszeit immer schon einen Raum für Wunschvorstellungen über die Nachahmung des Menschen durch Menschen geöffnet. Die informatische Realität sieht jedoch anders aus, als es Phantasten aus dem Valley oder aus Hollywood uns weismachen wollen. Ich versuche, als Nicht-Informatiker den Begriffen des Selbst und des Lernens aktueller und potenziell nah zukünftiger KI aus Blickwinkeln gegenwärtiger Debatten um autonome Systeme und ihren Möglichkeiten näher zu kommen.
11:45 – 12:30 Uhr
Francis Hunger:
3 Gründe YouTube Influencer zu werden – Über die »YouTube University« und Ästhetiken des Vlogs
Ausgehend von seiner eigenen künstlerischen Praxis als »Data Proxy« erkundet Francis Hunger YouTube als Ort der Wissensproduktion für Autodidakten. Im Mittelpunkt stehen Ästhetiken des Vlogs und der Influencer-Kultur, welche anhand zahlreicher Beispiele kritisch diskutiert werden. www.dataproxy.biz
12:30 – 13:30 Gemeinsame Mittagspause
13:30 – 15:00 Uhr
Andrzej Steinbach und Steffen Zillig
Am liebsten selber machen – die Künstler im Gespräch mit Sabine Maria Schmidt
Ihre künstlerische Laufbahn ist gekennzeichnet von Nebenrollen als Kritiker, Kurator, Publizist oder Projektmanager. Insofern sind Andrzej Steinbach und Steffen Zillig exemplarisch für jene »professionellen Amateure«, als die viele Künstler:innen heute mit einem Bein in und mit einem außerhalb institutioneller Betriebsamkeit agieren.
Steffen Zillig ist Künstler und lehrt aktuell am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin. Er ist Herausgeber des Künstlermagazins »Intercity – Zeitschrift für Föderalismus und Polyamorie«. Andrzej Steinbach ist Künstler. »Modelle und Verfahren« hieß seine Ausstellung Anfang des Jahres im Kunstverein Hamburg, »Tanz die Maschine« ist der Titel seiner Ausstellung, die am 8. Juli im Museum Gunzenhauser in Chemnitz eröffnet. Gemeinsam mit Steffen Zillig betreibt er den »Briefing Room« in Brüssel.

Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei. Um Anmeldung wird gebeten bis zum 1. Juli 2022 unter: [email protected].
Öffnungszeiten
Di, Do-So, Feiertag 11-18 Uhr
Mi 14-21 Uhr
Am ersten Freitag des Monats ist der Eintritt frei.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Carolin Nitsche
T +49(0)371 377 4474
[email protected]
Kontakt: Symposium Autodidakten
Dr. Sabine Maria Schmidt
(Konzept und Realisation)
[email protected]




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Where is it happening?

Kunstsammlungen Chemnitz, ,Chemnitz, Germany

Event Location & Nearby Stays:

Sabine Maria Schmidt

Host or Publisher Sabine Maria Schmidt

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